Rückblick 2020 – das „trotzdem etwas Kultur“-Jahr


Der Verein wirksam e.V. ist Initiator und Kooperationspartner für vielfältige Kunst- und Kulturprojekte in Kevelaer und Umgebung. In dicken Jacken und mit Abstand rund ums Lagerfeuer blickte am 12. Dezember 2020 ein pandemiebedingt sehr kleiner Kreis von Mitglieder auf das zu Ende gehende Jahr zurück. Alle waren sich einige, dass es gemeinsam gelungen war, trotz aller Einschränkungen etwas Kultur möglich gemacht zu haben. Hier blicken wir daher zurück auf verschiedene Aktionen im KUK-Atelier, eine ganz besondere Edition der Landpartie am Niederrhein und eine großartige Performance am Museum. Leider war das alles weit weniger als ursprünglich geplant und so teilten bei der Jahreshauptversammlung alle Anwesenden die Hoffnung, dass 2021 wieder mehr möglich wird.

KUK-Atelier – Schaufenster und offener Ort für Künstler*innen und Kreative

Gestartet war das Jahr 2020 im Kunst- und Kultur Atelier (kurz KUK-Atelier) mit einem Mal-Workshop: Aminah Aengenheyster lud dazu ein, gute Vorsätze künstlerisch umzusetzen. Die Dozentin begleitete die Teilnehmenden in ihrem kreativen Prozess und gab wertvolle Tipps und Anregungen. Alle waren begeistert von diesem intensiven Workshoptag.

Im Februar stand eine außergewöhnliche Performance des Duos Emerican Void auf dem Programm. Hinter dem Namen stehen zwei junge Männer aus Emmerich am Rhein, sie erfüllten das KUK-Atelier mit experimenteller Klang- und Lichtkunst. Sander Bisselink (E-Gitarre, Looper, Effekte) und Oliver Kretschmann (Lichtkünstler) faszinierten ihr Publikum und auch zahlreiche Passanten nahmen die Performance interessiert durch die großen Schaufenster war.

Bis Mitte März öffneten regelmäßig donnerstags abends Vereinsmitglieder das KUK-Atelier zur offenen Begegnung. Es wurde gejammt, diskutiert und natürlich auch einfach gemütlich gequatscht. Ab Mitte März pausierten diese Treffen bis in den Spätsommer hinein. Nach einzelnen kleineren Treffen September mit einer maximalen Besucherzahl von fünf und mit Maske, war dann bereits im Oktober wieder Schluss mit dieser persönlichen Form des Austauschs.

Ursprünglich waren bereits fest folgende weitere Veranstaltungen im Frühjahr geplant: Weitere Malworkshops, ein Konzert der „Kriminellen Elementen“ (Element of Crime – Coverband aus Geldern) im Goldenen Löwen. Ein Konzert mit dem bekannten Folk- und Blues Gitarristen Volker Groß sollte in Kooperation mit der GIN – Gitarreninitiative Niederrhein e.V. im KUK-Atelier stattfinden. Im April schließlich planten die Bands A57blue (Blues, Jazzballaden, Chanson) gemeinsam mit den Horny Pixies ein Konzert im KUK-Atelier, dass mit smash-folk aus aller Welt sicherlich für viel Gezappel im Publikum gesorgt hätte… Alle Veranstaltungen konnten glücklicherweise weitgehend kostenneutral auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Gemeinsam mit den Künstler*innen hoffen wir, bald wieder gemeinsam Live-Musik genießen zu können.

Am 22. Juni beteiligten sich Vereinsmitglieder an der Aktion „Night of Light“ die deutschlandweit auf die schwierige Situation der Kultur- und Veranstaltungs-wirtschaft aufmerksam machte. Das KUK-Atelier leuchtete rot und in vielen Gesprächen mit Passanten wurde der Grund für diese Aktion erläutert. Dank des großen Entgegenkommens unseres Vermieters, konnten wir – trotz des Wegfalls der Veranstaltungen – das KUK-Atelier für den Verein und für die Künstler*innen erhalten.

Trotz des Wegfall der Veranstaltungen blieb ein bisschen Leben im KUK-Atelier, das weiterhin von Künstler*innen zur Arbeit und für Proben genutzt wurde. In diesem Jahr meist mit genauer Terminabsprache nacheinander oder mit maximal 2 Personen. So lange es zulässig war und sich für die vor Ort Wirkenden gut anfühlte, stand die Tür offen und die Menschen nahmen dankbar die Gelegenheit zum Austausch an. Das Gästebuch bietet auch in diesem Jahr ein Zeugnis dieser Begegnungen.

Zur Landpartie am Niederrhein stellte der Kevelaerer Fotograf Axel Hundertmarck und damaligen Resident-Künstler Maris Hofmann eine Auswahl ihrer Werke im Schaufenster aus. Und es fanden immer wieder kleinere Netzwerktreffen mit Künstler*innen und Kulturschaffenden aus der Umgebung statt, die tolle Projekte für die Zukunft versprechen.

Einen kleinen Lichtblick gab es aus Veranstaltungssicht im September. Vereinsmitglied Brigitte Roth bot für einen kleinen Kreis von fünf Interessierten einen Glas-Mosaik-Workshop an. Weitere Veranstaltungen waren für den Jahresverlauf geplant, mussten jedoch wieder abgesagt werden.

Kinder kreativ im KUK-Atelier

Zum Late-Night-Shopping der Kevelaerer Einzelhändler boten Daniel Wouters und Roxolana Schulz freies kreatives Malen für Kinder an. Als Inspiration stellten die beiden das Buch „Dinos gibt´s doch nicht?“ von Mark Janssen vor. Eine Abwechslung die von den Kindern und ihren Eltern mit Begeisterung – entweder draußen vor der Tür auf dem Boden oder drinnen und mit Maske – dankend angenommen wurde. Unterstützt wurde Die Aktion von der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze.

Ausstellungen lokaler Künstlerinnen im KUK-Atelier

Zum Jahresabschluss stellte im November die Fotografin Raphaele Feldbrügge unter dem Motto „Kevelaer im Licht“ eine Auswahl ihrer Werke aus. Im Dezember schließlich brachten verschiedene Vereinsmitglieder sich bei der Ausstellung „Kunstlokal“ mit ein. Die Ausstellungs-Eröffnung wurde als Live-Stream aus dem KUK-Atelier ins Internet übertragen. Eine echte Premiere für unseren Verein und für Daniel Wouters, der mit seiner Gitarre und mit viel KnowHow und Experimentierfreude diese digitale Vernissage gestaltete. Das Video ist auch jetzt noch unter „Kunstlokal Dezember 2020“ bei youtube abrufbar.

Landpartie am Niederrhein 2020 – Begegnung möglich machen mit einer extralangen „etwas anderen Landpartie am Niederrhein“

Die „Landpartie am Niederrhein“ bietet seit 2016 als Ausstellungsformat der besonderen Art KünstlerInnen, Kreativen und Kulturschaffenden aus der Region eine Plattform ihre aktuellen Arbeiten und Aktivitäten einem breiten Publikum zu präsentieren. Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung von den Gründungsmitgliedern Raphaele Feldbrügge und Anne van Rennings, die auch weiterhin als Projektleiterinnen die Landpartie maßgeblich gestalten. Neben dem Ziel Kunst und Kultur für ein breites Publikum niedrigschwellig erlebbar zu machen, liegt ein besonderes Augenmerk des Vereins auf der Vernetzung der Künstler untereinander. Sämtliche Ausgaben im Zusammenhang mit der Landpartie werden vollständig aus den Teilnahmebeiträgen der Ausstellungsorte und einem
Sponsoring durch den Partner Volksbank an der Niers refinanziert.

Vielversprechend begannen auch die Planung für die Landpartie am Niederrhein 2020. Flyer und Plakat wurden im Februar gedruckt und Anfang März trafen sich Vertreterinnen der zwanzig Ausstellungsorte im KUK-Atelier zum ersten Austausch. Vieles war bereits geplant und so gingen alle in der fröhlichen Erwartung auf eine großartige Veranstaltung am 13. + 14. Juni auseinander.

Nur zwei Wochen später ging es in den ersten Lock-Down. Ein Wort was wir bis dahin gar nicht kannten. Die Projektleiterinnen entschieden sich bewusst, die Veranstaltung nicht vorsorglich bereits zu diesem Zeitpunkt abzusagen. Gemeinsam verordnete man sich eine Planungspause, um die Entwicklungen abzuwarten. Ende April war dann klar: Wie gewohnt war die Landpartie nicht umsetzbar. Aber wir steckten den Kopf nicht in den Sand, wir planten um. Denn wir wollten trotzdem eine Landpartie möglich machen. Hauptantrieb war dabei den Künstler*innen, gerade in dieser schwierigen Zeit, eine Perspektive und Publikum zu bieten. Das unverzüglich entwickelte, neue Konzept wurde mit dem Ordnungsamt abgestimmt und die Anmeldung erneut geöffnet. 24 Ausstellungsorte beteiligten sich und lockten einen ganzen Sommer nach Kevelaer und auf die Räder.

Es gab die beliebte Radkarte und jeder Ausstellungsort erhielt ein eigenes Schild. Als besonderes Highlight konnten, dank der Unterstützung durch den Fond „Energie für Kevelaer“ sowie den NuK e.V., kleine Porträtfilme über jeden Ausstellungsort gedreht werden. Die Filmaufnahmen und die Ergebnisse bereiteten Filmemacher Gerhard Seybert, allen Beteiligten und nicht zuletzt dem Publikum viel Freude. Denn anhand der Filmchen erhielten die Besucher*innen auch dann einen Einblick, wenn die Künstler*innen selbst nicht vor Ort waren. Von Juni bis Ende August wurden an jedem Wochenende die offenen Orte im Internet veröffentlicht und so konnten trotzdem viele ein wenig Kunst und Kultur mit dem Rad erleben.

Bei der Nachlese, die im September im Wintergarten des Museums stattfand, waren sich alle einig: Der Aufwand hat sich gelohnt! Auch die zahlreichen Rückmeldungen des Publikums im Laufe des Sommers hatten das bereits sehr deutlich gemacht.

Wie klingt eigentlich das Museum? Außergewöhnlich Performance von Holger Maik Mertin

Ein Highlight des Jahres war ohne Frage die Performance des Klangkünstlers Holger Maik Mertin. Auf Initiative von wirKsam e.V., konkret Daniel Wouters, wurde in Kooperation mit dem Stadtmarketing und dem Niederrheinischen Museum Kevelaer eine ganz besondere Performance unter dem Titel „Der transformierende Raum“ möglich. Der Perkussionist erkundete die Umgebung während einer dreitägigen Residenz, das KUK-Atelier war dabei gleichzeitig Rückzugsort und Basis. Am 26.9. schließlich begeisterte er ein Publikum von knapp 100 Menschen in den Abendstunden. Die Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze unterstützte diese Veranstaltung.

wirKsam e.V. ist Möglichmacher: Drei Klassische Konzerte mit der Violinistin Lea Brückner

Lea Brückner und Roman Salyutov

Ein weiteres schönes Programm ergab sich recht spontan durch die Anfrage der Musikerin Lea Brückner. Sie war auf der Suche nach einem Verein, der sie bei der Umsetzung einer Konzertreihe unterstützen könnte. Da helfen wir natürlich gerne, genau dafür ist wirKsam e.V. auch gegründet worden. Unter dem Titel „Tiefenbegegnungen in historischen Gemäuern“ veranstaltete schließlich wirKsam e.V. drei klassische Konzerte des Duos Lea Brückner (Violine) und Roman Salyutov (Piano) in Schlössern und Adelssitzen.

Die Konzertreihe wurde im Rahmen der muziekbiennale 2020 vom Kulturraum Niederrhein e.V. mit Mitteln des Landes NRW gefördert. Zusätzliche Mittel kamen von der Sparkasse Niederrhein und der Volksbank an der Niers. Die Idee und Initative stammt von Lea Brückner, die auch die maßgeblichen Aufgaben in der Organisation übernahm. Unterstützt wurde sie von Daniel Wouters und Anne van Rennings bei Öffentlichkeitsarbeit, Durchführung und Abrechnung der Veranstaltungen.

Netzwerkarbeit

VertreterInnen von wirKsam e.V. wirken weiterhin ehrenamtlich mit im Handlungsfeld 5 „Kunst, Kultur, Kunsthandwerk“ des lokalen Wirtschafts- und Verkehrsvereins. Das Handlungsfeld versteht sich als Netzwerk- und Austauschforum, entwickelt aber auch eigene Projektideen. Hier ist es unser Augenmerk und Anliegen die lokalen KünstlerInnen bei Aktivitäten und Projekten zu fairen Bedingungen einzubinden und Projekte so mitzugestalten, dass sie möglichst vielen Menschen einen offenen Zugang zu Kunst- und Kulturangeboten ermöglichen. Die Arbeit des Handlungsfeldes ruhte in diesem Jahr weitestgehend, der Austausch soll im Jahr 2021 aber wieder intensiviert werden.

Ausblick

Das KUK-Atelier soll 2021 als offener Ort für Kunst und Kultur und als „Schaufenster“ des Vereins erhalten bleiben. Die freie, gemeinnützige Kulturarbeit, wie sie wirKsam e.V. in den letzten Jahren betrieben hat, soll fortgesetzt werden.

Die Landpartie am Niederrhein soll mit 22 Ausstellungsorten an drei Wochenenden im Juni stattfinden. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

Um neben den Mietkosten den nötigen Handlungsspielraum und die Planungssicherheit für neue Projekte sicherzustellen, sind zusätzliche finanzielle Mittel erforderlich. Gespräche mit der Stadt Kevelaer und dem Bürgermeister Dr. Pichler stehen an, um auf die große Bedeutung und das Potential von Kunst, Kultur und Kreativität für eine positive, zukunftsorientierte Stadtentwicklung hinzuweisen.

Werden auch Sie wirKsam für Kunst und Kultur in Kevelaer!
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Alle Infos rund um den Verein gibt es auf dieser Internetseite.